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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 30

1911 - Erfurt : Keyser
- 30 — feierlich grüßend, schwebten sie beieinander vorüber und schritten im Zuge zum Saale hinaus. Der Länger: Zuletzt betrat Volkmar, der Sänger, die Halle. Als er auf der Schwelle stand, erscholl ein Zuruf und Gruß, der laut von der Decke widertönte. Stolz empfand der Sänger, daß er ein Günstling war. Er trat mit besondern Schritt in den freien Raum vor dem Tische des Häuptlings und verneigte sich lies gegen ihn und die Herrin. „Sei tausendmal gegrüßt, du Geliebter des Volks!" rief ihm der Fürst entgegen, „die Vögel unseres Gaues, die im Winter geschieden waren, singen längst ihr Sommerlied, nur den Sänger der Helden haben wir vergeblich ersehnt." „Nicht die Vögel hörte ich in der Lust den Sommer verkünden, die Kriegshunde des Gottes hörte ich heulen im Winde und die bunte Wolkenbrücke erblickte ich, auf der die Helden in endloser Schar zu der Halle der Götter hinaufzogen. Den Rhein-strom sah ich dahinfließen in roten Wellen, die Walstatt schaute ich und das blutige Tal, wo die Hügel der Erschlagenen liegen zum Fraß für die Raben." Ein lauter Aufschrei folgte diesen Worten. „Erzähle Volkmar, wir hören," sagte der Fürst. Der Sänger fuhr durch die Saiten, und es ward fo still in dem Raum, daß man die tiefen Atemzüge der Gäste vernahm. Darauf rührte er die Saiten und begann zuerst erzählend, dann mit gehobener Stimme und melodischem Tonfall singend seine Berichte von der Schlacht zwischen den Alemannen und Römern. Gustav Frevtag. 8. Vermählung ürminfrids mit Hmalaberga und Brief ihres Onkels Cheodorich an ihren Gemahl. Jtminsrid war bestrebt durch Heirat mit einem angesehenen Königshause eine Verbindung anzuknüpfen, durch welche das durch die Teilung verminderte Ansehen und die um den dritten Teil verringerte Macht seiner Herrschaft in Thüringen wieder ausgeglichen wurde. Seine Wahl fiel auf das Haus des Ostgotenkönigs Theodorich, dessen Ruhm damals in deutschen Landen laut erklang. Er sandte darum eine Abordnung gen Italien nach Ravenna, um irgend eine Prinzessin, zur Gemahlin zu erbitten. Als Brautgabe wurden reiche Geschenke, darunter selbstgezüchtete thüringische Pferde, mitgenommen. Theodorich zeigte sich sehr entgegenkommend. Die Hand der eigenen Tochter hatte er zwar schon vergeben, aber eine Nichte, Amalaberga, die Tochter seiner Schwester, stand ihm noch zur Verfügung. Er ließ sie mit nach Thüringen ziehen und gab ihr folgenden Brief mit:

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 61

1911 - Erfurt : Keyser
— 61 — Elisabeth liebte es, sich stets einfach zu kleiden. Sie ging für gewöhnlich so gering einher, daß man sie eher für eine dienende Frau, als für die Herrin des stolzen Wartburgschlosses hielt. Diese übertriebene Einfachheit blieb nicht ohne Mißbilligung und erschien nicht immer am rechten Ort. Bald nach ihrer Vermählung kamen vier edle Ungarn, die ans einer Betsahrt zu Aachen gewesen waren, aus die Wartburg. Sie wollten dem Vater der Landgräfin, dem König Andreas von Ungarn, Kunde mit in die Heimat bringen, wie es Elisabeth ergehe. Der Besuch war dem Landgrafen sehr willkommen. Als er die Edlen aber mit seiner Gemahlin empfangen wollte, erschien ihm Elisabeths Anzug doch allzu gering. Sie besaß auch wirklich kein schönes Gewand, da sie ihre prachtvollen Brautkleider zerschnitten und zu wohltätigen Zwecken verwandt hatte. Da sagte der Landgraf: „Aber liebe Schwester, schämen muß ich mich doch vor Deinen Landsleuten, wenn sie Dich in solch' armseligem Gewände erblicken! Sie werden denken und sagen, daß ich es Dir am nötigsten fehlen lasse." Daraus erwiderte Elisabeth: „Lieber Bruder, lasse Gott walten!" — Dann ging sie in ihre Kleiderkammer und ward hernach von den edlen Ungarn mit großer Verwunderung in einem wundervoll schönen hya-cinthensarbenen Kleide, das ganz mit Perlen und Edelsteinen übersäet war, gesehen. Da nun hernach, als sie wieder allein beieinander waren, der Landgras fragte, woher sie das herrliche Kleid bekommen, antwortete sie herzinnig: „Lieber Bruder, Gott kann, was ich will." Die große Milde, welche die fromme Landgräfin Elisabeth unablässig gegen die Armen bewies, wurde noch mehr in Anspruch genommen, als eine schreckliche Hungersnot das Thüringer Land heimsuchte. Täglich schritt sie zum Fuße der Wartburg nieder, all-wo die Armen ihrer harrten. Dienerinnen, welche die Gaben ihrer Milde trugen, folgten ihr. Mißgünstige aber tadelten Elisabeth gegen ihren Gemahl, den Landgrafen, daß sie zuviel verschenke und durch den persönlichen Verkehr mit dem unsauberen und hungernden Gesindel sich erniedrige. Da geschah es eines Tages, daß die Landgräfin, wie sie es gewohnt war, mit einem Körbchen voll Lebensrnitteln aus der Burg schritt und dem Landgrafen begegnete. Da er sich wegen ihrer großen Freigebigkeit schon tadelnd ausgesprochen hatte, trat er auf sie zu und fragte nicht gerade freundlich: „Was trägst Du da?" Erschrocken und zagend gab die edle Herrin die Antwort: „Herr, Blumen!" — „Ich will sie sehen, zeige her!" rief der Landgraf und hob die Hülle vom Korbe. Und siehe, der Korb war übervoll von Rosen. Der Landgras stand staunend vor der Gemahlin und beschämt, und als später die Mißgünstigen wieder Klage gegen die Landgräsin erhoben, sprach er: „Lasset sie nur immerhin Almosen austeilen, da sie ihre Freude daran hat, wenn sie uns nur nicht die Wartburg, Eisenach und die Neuenburg (bei Freyburg a. U.) hinschenkt."

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 75

1902 - Karlsruhe : Lang
75 -— Luther war, unterstützt von seinem Freunde Philipp Melanch-t£)on, für die Ausbreitung und Befestigung des von ihm gestifteten Kirchenwesens tätig bis zu seinem Tode, der am 22. Februar 1546 erfolgte. Xviii. Kart der Künste. 1. Die ersten Zeiten seiner Regierung. Nach dem Tode Kaiser Maximilians 1. wurde 1519 dessen Enkel Karl, König von Spanien*), zum deutschen Kaiser gewählt. Karl war der mächtigste Fürst der damaligen Zeit; man sagte mit Recht, in seinen Ländern gehe die Sonne nie unter. Er besaß als Erbe seines Vaters Holland, Belgien und die Freigrasschast Burgund, als Erbe seiner Mutter das Königreich Spanien, Neapel, Sizilien und die spanischen Kolonien in Amerika und gemeinsam mit seinem Bruder Ferdinand die österreichischen Lande in Deutschland. Karl V. trat die Regierung in einer gar schweren Zeit an. Die deutschen Reichs-" fürsten hatten keinen Sinn für die Größe des gemeinsamen Vaterlandes, sondern strebten nach völliger Unabhängigkeit vom Kaiser und nach unbeschränkter Macht in ihren Ländern. Gegen die Fürsten waren die niederen Adeligen, die Reichsritter, verbunden; an ihrer Spitze standen Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten. Diese Karl v. gingen daraus ans, die alte Verfassung des Reiches umzustürzen; die Fürsten sollten ge- demütigt und dem Kaiser wieder unterworfen, die geistlichen *) Maximilian war mit Maria, der Tochter des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund, vermählt. Sein Sohn, Philipp der gehörte, besaß als Muttererbe die Niederlande und die bnrgnndische Freigrafschaft und heiratete Johanna, die Tochter Ferdinands des Katholischen von Spanien. Philipps und Johannas Söhne waren die deutschen Kaiser Karl V. und Ferdinand I. /

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 54

1902 - Karlsruhe : Lang
— 54 — und viele Grafen und Ritter fanden ihren Tod auf dem Schlachtfelde. Die Eidgenossen bewahrten fortan ihre Freiheit. Xiii. Won den lulernburgifchen Kaisern. 1. Karl der Vierte. Nach der Ermordung Kaiser Albrechts I. wurde Gras Heinrich von Luxemburg zum Kaiser gewählt. Sein Sohn Johann vermählte sich mit der böhmischen Prinzessin Elisabeth, der Enkelin König Ottokars, und gewann dadurch die böhmische Königskrone. Kaiser Karl Iv., Sohn dieses Böhmenkönigs Johann, war sür sein Erbland Böhmen ein rechter Landesvater; er war bemüht, durch eifrige Sorge für Kunst und Wissenschaft, für Ackerbau, Gewerbe und Handel Böhmen reich und glücklich zu machen. Er stiftete (1348) zu Prag eine hohe Schule oder Universität, die erste im deutschen Reiche. Gegen das deutsche Reich aber handelte Karl wie ein Stiefvater. Er kümmerte sich wenig um die Regierung und ließ die geistlichen und weltlichen Fürsten tun, was sie wollten, wenn es nur nicht zum Nachteile feiner Hausmacht war. Doch hat man ihm eine wichtige Einrichtung zu verdanken. Karl Iv. gab im Jahre 1356 eine Verordnung, die vorschrieb, wie es bei der deutschen Kaiserwahl künftig gehalten werden sollte. In den alten Zeiten hatte bei der Wahl des Königs jeder freie Mann feine Stimme abzugeben. Später nahmen nur die mächtigsten geistlichen und weltlichen Herren die Wahl vor. Dabei gab es mancherlei Zwiespalt und Streitigkeiten. Kaiser Karl Iv. bestimmte nun durch ein Gesetz, daß die sieben mächtigsten Fürsten des Reiches allein das Recht haben sollten, den König zu wählen oder zu küren. Die Kurfürsten waren drei Erzbifchöfe: der von Mainz, der von Trier und der von Köln, und vier weltliche Fürsten, nämlich der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgras von Brandenburg und der König von Böhmen. Die Wahl sollte in Frankfurt, die Krönung in Aachen vorgenommen werden. Die Kurfürsten erhielten die Erzämter*) des *) Die Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln waren Erzkanzler — ungefähr so viel als Minister — des Kaisers für Deutschland, Burgund und Italien; der Pfalzgraf war Erztruchseß, der Herzog von Sachsen Erzmarschall, der Markgras von Brandenburg Erzkämmerer, der König von , Böhmen Erzschenk des Reiches. Bei der Krönuugsseier hatten die Kanzler die kirchlichen Feierlichkeiten zu besorgen (der Mainzer die Krönung) und an der kaiserlichen Tafel das Tischgebet zu sprechen. Der Truchseß und der Schenk sorgten für Speife und Trank, der Kämmerer und der Marschall für die Wohnung und sonstiges Unterkommen des Kaisers und seines Gefolges. Vgl. oben S. 33.

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 200

1902 - Karlsruhe : Lang
— 200 — mehr; sein Werk vollendete sein Nachfolger Mazarin, dessen Gesandte bei den Friedensverhandlungen zu Münster das erste Wort führten und neben der Demütigung des Habsburgischen Kaiserhauses für Frankreich einen ansehnlichen Gebietszuwachs und das Recht der Einmischung in die deutschen Angelegenheiten durchsetzten. Richelieu und Mazarin versäumten nichts, um den Handel und Ackerbau, wie überhaupt die Steuerkraft Frankreichs zu heben. Ludwig Xiv. nahm die Regierung*) Frankreichs nach dem Tode des Kardinals Mazarin in die Hand und benützte die Machtmittel, welche die beiden größten Minister Frankreichs für das Königtum geschaffen und gesammelt hatten, zur Durchführung seiner ehrgeizigen Pläne. Ihm wurde das Glück zuteil, für alle Zweige der Staatsverwaltung tüchtige Ratgeber und zugleich eine große Zahl von ausgezeichneten Feldherren zu besitzen. Unter seiner Regierung blühten Handel und Gewerbe, Kunst und Literatur; durch seine Kriege wurde Frankreichs Kriegsruhm erhöht, sein Gebiet vermehrt und sein Einfluß über ganz Europa ausgedehnt. Durch den westfälischen Frieden hatte Frankreich das Elsaß, soweit es österreichisch war, und die Landgrafschaft**) im Elsaß erhalten; das bedeutete nicht etwa, daß Elsaß sorthin französisches Land fein sollte, sondern es sollte beim Deutschen Reiche verbleiben und nur vom französischen Könige im Namen des Deutschen Kaisers und Reiches verwaltet werden. Ludwig Xiv. aber zwang die Elsässer, ihm als ihrem unbeschränkten Herrn und Könige zu huldigen, und nahm 1681 mitten im Frieden gewaltsamerweise die freie Reichsstadt Straßburg in Besitz. Ludwigs Xiv. Bruder, der Herzog Philipp von Orleans, war mit Elisabeth Charlotte, der Schwester des kinderlosen Kurfürsten Karl von der Pfalz, verheiratet. Als der Kurfürst (1685) starb, erhob Ludwig für feinen Bruder Erbansprüche aus die Pfalz. Der Kaiser und die Reichsfürsten wiesen sie zurück und schlossen zur Abwehr einen Bund mit den Holländern und den Engländern. Ludwig besetzte die Pfalz im Herbste des Jahres 1688 mit einem Heere von 50000 Mann. Nachdem die Bewohner durch Plünderung und Gewalttaten aller Art mißhandelt worden waren, gab Ludwig (1689) den Besehl, Städte und Dörfer niederzubrennen. Es wurden französische Mordbrennerbanden ausgeschickt nicht nur in me Pfalz, sondern auch nach Schwaben, Franken und selbst nach Böhmen. Ludwig wollte sich durch diese Verwüstungen dafür rächen, daß feine Ansprüche *) Beim Tode seines Vaters (1643) fünf Jahre alt, blieb er nnter der Vormundschaft seiner Mutter und des Kardinals bis 1661. **) Landgraf — Reichsstatthalter.

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 202

1902 - Karlsruhe : Lang
— 202 — Heidelberg wurde das Schloß teils mit Pulver gesprengt, teils durch angelegtes Feuer ausgebrannt, in den Häusern der Stadt der verbrennbare Hausrat ausgeschichtet und angezündet. Erst im Jahre 1693 rourdeit die Rheingegenden von ihren Peinigern befreit, als Markgraf Ludwig von Baden mit einem Reichsheere heranrückte. Der eigentliche Kriegsschauplatz war Belgien; hier sümpften die Franzosen meist glücklich gegen den Kaiser und seine Bundesgenossen. Im Frieden von Ryswick (1697) mußte Ludwig zwar seine Ansprüche aus die Psalz ausgeben, behielt aber Straßburg und die Oberherrschaft über das Elsaß. Der letzte König von Spanien aus dem Hause Habsburg, Karl Ii., hatte keine Kinder. Das nächste Anrecht ans die Krone hatte der Sohn des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern. Allein der Kurprinz starb ein Jahr vor König Karl Ii., und nun war Kaiser Leopold der einzige berechtigte Erbe, übertrug jedoch seine Rechte aus seinen zweiten Sohn Karl. Allein der spanische König ließ sich durch die Ränke seiner Hoslente. die von Ludwig Xiv_ bestochen waren, dazu bewegen, daß er ein Testament zugunsten von Lubwigs Enkel, Philipp, Herzog von Anjou, machte und diesen zu seinem Nachfolger erklärte. Die europäischen Westmächte England und Holland wollten nicht, daß die spanische Krone an einen französischen Prinzen komme, und verbanden sich darum mit dem Kaiser gegen Ludwig Xiv. Der Krieg würde mit wechselndem Glück in Oberitalien wie in eübbeutfchlanb und den Rieberlanben geführt und bauerte 14 Jahre. Im Jahre 1704 erlitten die Franzosen eine schwere Nieberlage bei Höchstübt in Bayern durch ein kaiserliches und englisches Heer und mürben bis zum Jahre 1710 so oft und so entscheibenb geschlagen, daß Ludwig Xiv. um Frieden bat, auf Spanien zu verzichten und sogar Straßburg und das Elsaß zurückzugeben bereit war. Allein feine Gegner waren so übermütig, daß sie forderten, der französische König müsse feinen Urenkel mit Waffengewalt aus Spanien vertreiben. Dazu konnte sich Ludwig nicht verstehen, und der Krieg wurde fortgesetzt. Da starb plötzlich Kaiser Joseph I., und fein Bruder Karl erbte die deutschen Länder Österreichs und die Kaiserkrone. Die Westmächte wollten aber nicht, daß der Deutsche Kaiser auch das Königreich Spanien besitze, und führten den Krieg nur noch lässig bis zum Jahre 1713, in dem sie den Frieden von Utrecht mit Ludwig schlossen. Hierburch wurde auch der Kaiser genötigt, Frieden zu schließen und in die Teilung des spanischen Erbes zu willigen. Durch den Frieden von Rastatt und von Baden (in der Schweiz) im Jahre 1714 behielt Philipp von Anjou Spanien und die amerikanischen Besitzungen, Kaiser Karl Vi. erlangte

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 76

1906 - München : Oldenbourg
76 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. stummens eines so reich begabten Volksschlages in der Folgezeit, insbesondere in der zweiten Blütezeit der deutschen Dichtung, genannt werden. Die Ursache dieser betrübenden Erscheinung ist in der gewaltsamen Absperrung des Bayern-stammes vom Geistesleben der deutschen Nation zu erkennen, einer Maßregel, die keine andere Folge haben konnte als geistige Unfruchtbarkeit. Erst das freisinnige Walten des letzten Sprossen aus Kaiser Ludwigs Stamm, Max Iii. Josephs, hat die Eisdecke des langen Winters gebrochen und die einsichtige Fürsorge des Hauses Zweibrücken hat dem lang erstarrten Boden wieder Blüten und Früchte entlockt, durch die Bayern wieder geworden, was es einstens war: eine Heimstatt der Kunst, eine Pflegestütte der Wissenschaft. 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. a) Andreas von Regensburg?) Von Herczog Stephan Ingelstat. Herczog Stephan von Bayren Jngelstat, herczog Ludweigs und sraweu Elyzabeth, küuigin zu Fraukchreich, Vater, ist gewesen klayner und durchgeadelter Person. Er ist geiu mäniklich ein freymilder Herr gewesen. Darumb het in auch mäniklich lyeb. Er was eines tags zu Mayland bei seinem swecher2), Herren Galiacz, und da sy nach fürsteulicher gwonhait heten ir chürczweil von irem tuen und vermügen mit Worten gegen einander und sy auch also prüften dy groß huet3), Aus „Andreas von Regensburg, samtl. Werke", herausgegeben von Georg Leidinger, S. 653. München, M. Rieger, 1903. — Andreas, Chorherr im Augustinerstift zu St. Mang in Stadtamhof 1400 bis etwa 1440, von den Regensburger Bürgern der bayerische Livius genannt, auch von Aventin hochgeschätzt und als Hauptquelle benutzt, schrieb Werke, die nicht nur für die Geschichte Bayerns sondern auch für die deutsche Reichsgeschichte von unvergänglichem Werte sind. In erster Beziehung sind zu nennen zwei Chroniken über die bayerischen Fürsten (eine lateinische und eine deutsche); zu diesem ersten bayerischen Geschichtswerk war die Anregung von einem Wittelsbacher Fürsten (Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt) ausgegangen und der fürstliche Auftraggeber hatte den rechten Mann gefunden. In zweiter Hinsicht sind erwähnenswert seine allgemeine Chronik, seine Chronik des Konstanzer Konzils, sein Tagebuch und seine Hnssitenchronik. 2) swecher — Schwiegervater, sagt Andreas irrtümlich; Herzog Galeazzo Viskonti von Mailand war der Schwager des Bayernherzogs, denn Thaddäa Viskonti, die Tochter des Herzogs Barnabas Viskonti und seit 1364 die Gemahlin des Jngolstädters, war die Schwester Galeazzos. Aber trotz dieses Irrtums verdient die Tatsache, daß ungefähr ein Jahrhundert, bevor der württembergifche Herzog Eberhard im Barte auf jenem Reichstag 1495 „einst zu Worms im Kaisersaal" sich als „reichster Fürst" pries, ein Wittelsbacher Fürst (etwa 1390) jenes stolze Wort von der Liebe und Anhänglichkeit seines Volkes gesprochen hat, besondere Beachtung. 3) Leibwache.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 102

1906 - München : Oldenbourg
102 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Handels herbeizuführen. Erst am Anfang des 19. Jahrhunderts bei der Neugestaltung der politischen Verhältnisse Deutschlands ward Regensburg wieder dauernd mit dem neuen Königreich Bayern vereinigt, aber nicht mehr als Hauptstadt; von seiner früheren Größe und Bedeutung hatte es beträchtlich eingebüßt. Zur Zeit der ersten wittelsbachischen Herzoge kann von einer eigentlichen Landeshauptstadt, d. h. von einem ständigen Regierungssitze des Landesfürsten, kaum die Rede sein. Regensburg war wohl die bedeutendste* Stadt des Landes, aber die herzogliche Macht war dort schon sehr beschränkt. Die Herzoge erscheinen, soweit sie nicht am Hof des Kaisers weilen, bald da bald dort im Lande, Recht sprechend und die Angelegenheiten ihrer Untertanen ordnend. Bald erheischte die Belehuuug mit der rheinischen Psalzgrasenwürde (1214) auch ihre häufige Anwesenheit am Rhein. In jene Zeit füllt die Gründung verschiedener bayerischer Landstädte. Im Jahre 1204 erbaute Ludwig I. aus dem das östliche Ufer der Isar begleitenden Höhenzuge die Burg Transnitz und zu deren Füßen die Stadt Landshut. 1218 legte er die neue Stadt Straubing an westlich von der alten Ansiedlung, die sich an das einstige Römerkastell angeschlossen hatte. 1220 folgte die Gründung von Abbach, 1224 die von Landau an der Jfar. Landshnt scheint der bevorzugte Aufenthaltsort Ludwigs I. und seiner Nachfolger geworden zu sein. In dem großen Stadtrechtsprivileg vom Jahre 1279 hebt Herzog Heinrich Xiii. ausdrücklich hervor, daß Landshut der häufigste Wohnsitz seines Großvaters (Ludwig) und Vaters (Dtto) gewesen sei, daß er selbst hier auferzogen wurde und hier auch begraben zu werden wüufche. Im nahen Kloster Seligental, das nach der Ermordnug Ludwigs I. (1231) vou dessen Witwe Ludmilla gestiftet wurde, faudeu viele Mitglieder des wittelsbachischen Hauses ihre letzte Ruhestätte. Neben Laudshut erscheinen jedoch den Urkunden der Herzoge zufolge noch viele andere bayerische Städte als deren Aufenthaltsort; besonders häufig werden München, Straubiug, Ingolstadt, Burghausen genannt. Burghausen war nach dem Aussterben des nach dieser Burg benannten Grafengeschlechtes am Ende des 12. Jahrhunderts an Bayern gekommen. Ebeuso fiel um die Mitte des 13. Jahrhunderts Wasserburg nach dem Aussterben der dortigen Grasen den Wittelsbachern zu und wurde von den Herzogen in der Folge gerne als Aufenthaltsort gewählt. Im Jahre 1255 teilten die herzoglichen Brüder Ludwig Ii. und Heinrich Xiii. ihre Länder. Ludwig erhielt Oberbayern und die Pfalz. Unter ihm und seinen Nachfolgern wurde München zur Hauptstadt Ober-bayerus. Ursprünglich Tegernseer Klosterbesitz (daher der Name „zu den Mönchen") war dieser Ort besonders seit den Zeiten Herzog Heinrichs des Löwen, der hier eine Brücke, Münz- und Zollstätte errichtete, rasch emporgeblüht. Ludwig soll hier die erste herzogliche Burg, den jetzigen „alten Hof",

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 104

1906 - München : Oldenbourg
104 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Durchfuhr von Salz und anderen Lebensmitteln, bildeten die Entlohnung für die oft erwiesene Gastfreundschaft. Es darf jedoch hier nicht unerwähnt bleiben, daß die Beherbergung des Herzogs, feiner Amtsleute und Diener eine Pflicht der Klöster war dafür, daß der Herzog als Vogt sie in ihren Rechten schützte. Freilich wurde diese Herbergspflicht späterhin namentlich von den herzoglichen Jägern und Falknern arg mißbraucht, so daß die Klöster sich schließlich gezwungen sahen mit großen Opfern sich von diesem drückenden Dienste loszukaufen. Im ^zahre 1340 erlosch mit dem Tode des noch unmündigen Herzogs Johann die Nachkommenschaft Heinrichs von Niederbayern. Ober- und Niederbayern wurden auf kurze Zeit wieder vereinigt. Doch schon unter den Söhnen Kaiser Ludwigs des Bayern kam es in den Jahren 1349—1353 wiederholt zu Landesteilungen. Der älteste, Ludwig der Brandenburger, erhielt Oberbayern mit München als Residenz. Da er als Gemahl der Margareta Maul-tasch die Grafschaft Tirol befaß, weilte er sehr häufig auch in diesem Lande, wo Innsbruck, Bozen und Schloß Tirol feine gewöhnlichen Aufenthaltsorte bildeten. Die Markgraffchaft Brandenburg, die er außerdem noch inne hatte, trat er 1351 endgültig seinen jüngeren Brüdern Ludwig dem Römer und Otto ab. Stephau, der Zweitälteste, übernahm die Regierung Niederbayerns und wühlte Landshut zum dauernden Wohnsitz. Ein Teil Niederbayerns mit Nilshofen, Deggendorf, Straubing, Cham, Kelheim, Landau und anderen Städten fiel bei der Teilung vom Jahre 1353 an Wilhelm und Albrecht, die dazu noch Holland und Hennegau erhielten. Albrecht, der bald die Regentschaft für feinen geisteskranken Bruder Wilhelm übernahm, wählte, soweit er in Bayern sich aufhielt, Straubing zur Residenz,' er erbaute hier um das Jahr 1356 die jetzt noch stehende herzogliche Burg. Nach dem Tode seines jüngsten Sohnes Johann 1425 wurde das Straubiuger Erbe unter den damaligen bayerischen Herzogen aufgeteilt. Die Stadt Straubing selbst fiel an Herzog Ernst von München. Dieser sowohl wie fein Sohn Albrecht Iii. und fein Enkel Albrecht Iv. weilten hier sehr häufig. Hier wurde Agnes Bernauer, die unglückliche Gemahlin Albrechts Iii., 1435 in der Donau ertränkt. Als Ludwig der Brandenburger 1361 starb und schon zwei Jahre später ihm fein jugendlicher Sohn Meinhard ins Grab nachfolgte, übernahm Stephan mit feinen Söhnen die Regierung Oberbayerns, während Tirol damals an Österreich verloren ging. Der Regierungssitz wechselte nun zwischen Landshut und München, doch scheint, nach den Urkunden der Herzoge zu schließen, München den Vorzug erhalten zu haben. Hier teilten auch Stephans Söhne 1392 nochmals ihr Erbland. Niederbayern (mit Ausnahme des Strau-biuger Gebietes) erhielt Friedrich, der Zweitälteste der drei Brüder. Seine und seiner Nachkommen Hauptstadt wurde wieder Landshut. Doch behauptete daneben Burghaufen gewissermaßen den Rang einer zweiten Hauptstadt. Die

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 105

1906 - München : Oldenbourg
24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. 105 Herzoge hielten dort sehr häufig Hof. Auf dem dortigen Schlosse speicherte Heinrich, der Sohn Friedrichs, seine Schütze auf; hier verlebte Heinrichs Sohn, Ludwig, eine freudlose Jugend, hier verbrachte Georgs des Reichen Gemahlin, Hedwig von Polen, ihr einsames Leben. Die beiden andern Brüder Friedrichs, Stephan und Johann, teilten Oberbayern unter sich; Stephan wählte Ingolstadt zur Residenz, Johann behielt München. 1395 vereinigten beide Herzoge nochmal ihre Länder und Stephan weilte nun wieder meist in München. Nach Johanns Tod (1397) aber verlangte dessen Sohn Ernst sein väterliches Erbe. Es kam zwischen ihm und seinem Oheim Stephan zu einer langwierigen Fehde. Nach deren Ausgang (1403) nahm Stephan wieder seinen früheren Wohnsitz in Ingolstadt ein, während München feinen Neffen Ernst und Wilhelm verblieb. Stephan und sein Sohn Ludwig der Gebartete erweiterten Ingolstadt und verliehen der Stadt viele Privilegien; Ludwig schmückte sie besonders durch die Frauenkirche, eine der schönsten gotischen Kirchen in Bayern. Als der unglückliche Ludwig in der Gefangenschaft seines Vetters Heinrich zu Burghausen 1447 starb ohne einen Leibeserben zu hinterlassen, nahm Heinrich das Jngolstädter Herzogtum in Besitz. Ingolstadt verlor wieder seinen Rang als Residenzstadt. Gewissermaßen zum Ersatz dafür stiftete dort Heinrichs Sohn, Ludwig der Reiche, 1472 die bayerische Landesuniversität. Doch auch der Laudshuter Linie war keine lange Dauer beschiedeu. 1503 starb Georg der Reiche ohne männlichen Erben. Albrecht Iv. von München vereinigte nun wieder, freilich erst nach schwerem, blutigem Kampfe, die gesamten bayerischen Lande unter seiner Regierung. Seine Hauptstadt München wnrde jetzt die Hanptstadt von ganz Bayern. Es erübrigt noch einige Bemerkungen über die Residenzen der Pfälzischen Wittelsbacher anzufügen. Schon die ersten Wittelsbacher, welche die rheinische Pfalzgrafenwürde bekleideten, bevorzugten, wenn sie am Rheine weilten, vor allen anderen Städten Heidelberg. Im Vertrag von Pavia 1329 trat Kaiser Ludwig der Bayer den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf die Rheinlands nebst einigen Gebieten im bayerischen Nordgau ab, die in der Folge den Namen Oberpfalz erhielten. Residenz der Pfalzgrasen, denen durch die goldene Bulle Kaifer Karls Iv. auch die Kurwürde zugesichert wurde, blieb Heidelberg. Hier gründete 1386 Pfalzgraf Ruprecht I. die Universität, eine der ältesten Deutschlands. ^) Bald kam es auch in der Pfalz zu wiederholten Landesteilungen. 1410 teilten die Söhne Kaiser Ruprechts: Ludwig, der älteste, behielt die Kurwürde und Heidelberg als Residenz; seine drei jüngeren Brüder bekamen Landesteile mit den Hauptorten Neumarkt, Simmern und Mosbach. Von der Linie *) Die dritte nach Prag und Wien.
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